Buß und Bettag Kalenderblatt bearbeitet

Bedenken, dass wir sterben müssen!
 

Wie der Mittwoch kommt,
der Donnerstag kommt,
der Freitag kommt,
kommt auch der Tag,
dessen Datum du nicht
liest in der Zeitung,
dessen Kalenderblatt
ein anderer abreißt

Zitat von Rudolf Otto Wiemer

 Dass wir sterben müssen, wissen wir. Das muß man uns nicht sagen. Das berührt uns nicht. Erst wenn es dann soweit ist, kommt vielleicht die erschreckende Erkenntnis: Unser Leben ist geliehene Zeit, für die wir Verantwortung tragen. 

 

Herr, lehre mich bedenken,
dass auch ich sterben muss,
auf dass ich klug werde!

Psalm 90, Vers12

 Alle, die Verantwortung tragen, müssen Rechenschaft ablegen. Das kennen wir aus den verschiedenen Lebensbereichen. Ein Amt, eine Aufgabe zu übernehmen zieht in der Regel auch den Rechenschaftsbericht nach sich; vor allem, wenn der Ernstfall eintritt. 

Der Tod ist der Ernstfall des Lebens. Es ist ein denkwürdiger Rechenschaftsbericht, den der Beter des 90. Psalms abliefert: „Unser Leben währet 70 Jahre und wenn’s hoch kommt, so sind’s 80 Jahre; und was daran köstlich erscheint, ist doch nur vergebliche Mühe.“

Auch das erfahren wir Menschen: Wir mühen uns ab, plagen uns, und am Ende fragen wir: Wofür eigentlich? Rinnt nicht alles durch unsere Hände? Wie viel muss ein Mensch in seinem Leben loslassen?

Vor diesem Satz fliehen manche. Flucht kann aber auch zur Zuflucht werden. Flucht vor dem Leben, über dem von Anfang an nichts so sicher steht wie der Tod, kann zur Heimkehr werden. Das ist das Evangelium. die gute Nachricht des 90. Psalms: 

„Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für.“

Ursprünglich ist mit diesem Wort so etwas gemeint wie Unterschlupf oder Versteck. Tiere fanden in den Höhlen des jüdischen Berglandes Zuflucht vor Kälte und Feinden. David fand eine Höhle, als Saul ihm nach dem Leben trachtete. Zuflucht - das meint einen Ort der Geborgenheit in der Ungeborgenheit des Lebens. 

Derselbe Gott, der uns im Tod als der richtende erscheint, hat einen Platz der Ruhe und Geborgenheit für uns.

Ich werde an ein Wort Jesu erinnert: „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.“ Jesus ist unterwegs gewesen, eigentlich immer unterwegs, ein heimatloser auch in bebauten Städten und Dörfern. 

Ganz am Ende lesen wir von einem Freund, der ihm sein Grab lieh - in Fels gehauen. Dahin haben sie ihn gelegt nach Wanderschaft, Leid und Kreuz.

Wohl keiner hat unter den Menschen soviel Ungeborgenheit erfahren wie er. Aber schon als er stirbt und seinen Geist in die Hände dessen befiehlt, der sein Vater ist, leuchtet das Licht der Auferstehung auf.

Und nun gilt es: Auch der Tod muss uns zu unserem Gott bringen. Das ist das Ende seiner Macht. Jesus ist Sieger!

Friedrich-Wilhelm Fastenrath